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13 | August |
01.08.13 |
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02.08.13 | Viel Besuch an diesem superheißen (35 Grad) Wochenende. Serpil Turhan und ihr Mann Tobi und etwas später meine ägyptische Freundin. Erst spät am Abend fahren wir zum Körbaer See. Während alle schlafen, wässere ich meine Pflanzen und verbringe viel Zeit in meinem Gartenteich. |
03.08.13 | Nach dem Frühstück fahren wir zum Reneklodenpflücken am Fahrradweg. Serpils Lieblingsplatz im Garten Beim Pflanzenwässern entdecke ich diesen jungen Laubfrosch. Bremse. Tot. Zum ersten Mal überhaupt hier auf meinem Bauernhof werde ich, wenn ich den Kopf aus dem Wasser meines Gartenteich rausstrecke, von Bremsen attackiert. Ich kenne Bremsen aus meiner Jugend in den 50er und 60er Jahren, aber hier waren die nie. Keine Ahnung, warum sich das in diesem Jahr geändert hat. Mücken waren immer schon da, aber keine Bremsen. |
04.08.13 | Gestern Abend. Mittag- und Abendessen werden immer orientaliacher. Serpil liebt Lagerfeuer. Das kriegt sie bei mir. Reichlich. Tobi und ich fällen einen Baum mit der Kettensäge. Tobi, der noch nie eine Kettensäge in der Hand gehabt hat, sagt zu Serpil: Zu Weihnachten wünsche ich mir eine Kettensäge. Mohamed ElBaradei gibt der Washington Post (LINK) ein Interview zur Lage in Ägypten. Heute Morgen. Tobi hat mal ein halbes Jahr auf dem Bau gearbeitet und zeigt hier, dass er noch immer dieses Handwerk beherrscht. Ein Stein in diesem Torbogen war vor einem Jahr heruntergefallen. Während wir überlegen, wie wir ihn wieder einfügen können, fällt ein zweiter Stein herunter. Tobis erfinderische Konstruktion zur Befestigung der beiden Ziegelsteine. Eine kurze Fahrradfahrt. Meine ägyptische Freundin backt einen Apfelkuchen. Vorher habe ich den ganzen Hof vergeblich nach einer runden Kuchenform abgesucht. Der fertige Apfelkuchen. Mit den ersten Frühäpfeln aus meinem Garten. Kaffeepause nach einem Mittagsschlaf mit dem fertigen Apfelkuchen. Kaum sind wir fertig mit dem Essen, beginnt es zu regnen. Danach ein heftiges Gewitter mit Donner, Blitz, Hagel, Starkregen, der durch die geschlossenen alten Fenster zur Teichseite dringt. Serpil und ich wischen das Wasser auf den Fensterbänken auf, die danach wunderbar geputzt sind. Als der Regen aufgehört hat, verlassen uns Serpil und Tobi und fahren zurück nach Berlin. Ich gehe um 8 Uhr nochmal im Gartenteich schwimmen, weil es im Haus noch immer unerträglich warm ist (28 Grad) und sehe mit Entsetzen, dass die vor 6 Jahren von mir gepflanzte Gold-Ulme total schief dasteht. Nicht mal der Sturm vor zwei Wochen hat das fertig gekriegt. Mein Garten ist ein Lebewesen und in ständiger Gefahr. Eine allererste Notmaßnahme. |
05.08.13 | Der Fahrradweg zum See ist durch diesen Baum ein bisschen behindert heute morgen. Am See ist niemand. Meine ägyptische Freundin wollte mit mir wetten, dass das aufgespannte Teil eine Männerunterhose und kein Frauenslip ist. Ich wollte mich davon genauer überzeugen, aber sie sagte: Fass das nicht an! Ägypten: die beiden republikanischen Senatoren McCain und Graham sind in Kairo angekommen. Am Mittwoch kommt Putin. Mehrere hohe Diplomaten (USA, Katar und UAE) haben gestern Nacht 90 Minuten mit Kairat Al-Shater, dem wichtigsten Mann der Muslimbrüder (LINK), im Gefängnis gesprochen. Die beiden Sit-Ins der Muslimbrüder sind noch immer nicht geräumt. Al-Sisi will so wenig Blutvergießen wie möglich, die Muslimbrüder, deren Anführer wissen, dass sie verloren haben, wollen soviel Blutvergießen wie möglich. Am Liebsten mit vielen Frauen und Kindern, die mit Bussen in die beiden Sit-Ins transportiert werden. |
06.08.13 |
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07.08.13 | Alle ausländischen Vermittler im Konflikt zwischen den Muslimbrüdern und der ägyptischen Regierung sind wieder aus Kairo abgeflogen. Sie haben keine Lösung für die in ihren Augen nötige "Versöhnung" zur Vermeidung eines Bürgerkriegs gefunden, und manche ausländischen Kommentatoren prophezeien diesen jetzt. Die Ägypter haben in dieser "hoffnungslosen" Lage ihren ägyptischen Humor nicht verloren und stellen diesen Dialog (LINK) zwischen Al-Sisi und den beiden ameriknischen Senatoren online. Deutsche Zeitungen, auf die ich nur noch im Notfall verlinken will, bringen nur noch einen parteischen Mix aus Agenturberichten mit Überschriften im Bildzeitungs-Stil. Sie sind im Grunde nicht besser als er englische Guardian. |
08.08.13 | Die jungen Schwäne auf dem Körbaer See. Ägypten: Liebe Moana-Blogleser, vergesst alles, was zur Zeit deutsche Zeitungen, Radio & Fernsehen berichten und kommentieren, Dieser Text eines in Beirut lebenden englischen Star-Journalisten (LINK) ist gut. Na ja, vor allem saugut geschrieben. |
09.08.13 | Morgen um 16.30 läuft Hong Sang-soos (LINK) neuester Film "Our Sunhi" auf dem Locarno Filmfestival. Im Online-Festivalkatalog ist ein kurzer englisch untertitelter Ausschnitt zu sehen. Am friedlichen Körbaer See. Heute machen die Schwäne mit ihren 5 Kindern eine Siesta an Land. Ägypten: Die Muslimbrüder, die wissen, dass ihre beiden Sit-Ins nach dem Ende des Ramadans aufgelöst werden, moblilisieren noch einmal die Welt mit ihrem Anliegen, vor allem dass Ex-Präsident Mursi wieder zurückkommt. In Kairo gibt es heute 28 Demonstrationszüge. Ganz Kairo wird wieder einmal von ihnen lahm gelegt. Morgen früh in Washington veranstalten sie eine Pressekonferenz, um den Amerikanern klar zu machen, dass sie die legitime Regierung sind. Ich frage mich, ob da auch Senator McCain anwesend sein wird. Die Barrikaden, die die Muslimbrüder vor den Sit-Ins aufgebaut haben, sind jetzt bunt bemalt. Seit heute morgen bombardieren sie per Twitter jetzt zu dritt die Twitter-Welt, um zu zeigen, wie friedlich es in den Sit-Ins zugeht. Sie haben ein ganzes Schwimmbad für die zahlreichen Kinder darin aufgebaut, damit ja alle sehen können, was für freundliche nette Menschen sie sind. Wenn sie tatsächlich keine Waffen haben, wird die Räumung für die ägyptische Polizei kein großes Problem sein. Wenn nicht, wird vermutlich ziemlich viel Blut fließen und sie werden per Twitter zu dritt mit Fotos von Blutlachen von der Unmenschlichkeit des bösen Generals Sisi die Welt zu überzeugen versuchen. Ich habe mit meiner ägyptischen Freundin darüber gesprochen, was nach der Auflösung der Sit-Ins passieren könnte. Ich sagte, die Muslimbrüder werden weiter demonstrieren. Aber vielleicht sollte die Interimsregierung das machen, was die Muslimbrüder in ihrer einjährigen Regierungszeit im Shura Council als Gesetz vorbereitet hatten, nämlich harte Restriktionen gegenüber Demonstrationen:. Eine Woche vorher müssen diese angemeldet werden mit Angabe des Ortes und Bekanntgabe der Protestschilder und der Dauer der Demonstration. Die entsprechende Behörde muss das alles genehmigen. Ich hoffe allerdings darauf, dass die Interimsregierung das nicht tut, denn das normale Leben in Ägypten wird nach der SitIn-Aufösung weitergehen, obwohl das Ausland bisher reagiert, als gehe es jetzt darum, einen Dritten Weltkrieg zu vermeiden. Auf der Website von Foreign Policy (LINK) schreibt eine Friedensnobelpreisträgerin: "Morsy is the Arab World's Mandela". Ich bin gespannt, wie das morgen deutsche Zeitungen kommentieren. Ein ägyptischer Journalist kommentiert das so: Gerade habe ich in der "Tagesschau" (die gucke ich immer noch) das Außenministertreffen in Washington gesehen: Kerry (USA) und Lawrow (Russland). Beide supercool. Mein Gott, wann kriegen wir endlich wieder einen Außenminister, der so auftreten und auch reden kann. Was um Himmels Willen soll ich wählen, damit wir auch sowas haben in Deutschland. Selbst wenn Angela Merkel in was für immer einer Konstellation Außenministerin würde, traue ich ihr Vergleichbares nicht zu. Aber wer weiß, mit einem Amt verändern sich die Menschen, die dieses Amt ausüben. |
10.08.13 | Gestern Abend machen meine Freundin und ich einen ersten Anlauf, um das explosionsartige Wachstum meiner beiden Glyzinien zu bändigen. Meine Dauerbaustelle in Berlin ist fast unverändert. Leider musste ich trotzdem wieder für ein paar Tage herkommen. Ägypten: Das Editorial board der New York Times schrieb gestern in einem Kommentar: "The United States, which has gone too far in accepting the coup, must keep making the case for a political solution. With Europe and the Arab world, it must also be prepared to condemn the army and consider stronger action if more bloodshed occurs." Was meinen die mit "stronger action"? Sollen die USA nach Meinung der NYT Kriegsschiffe nach Ägypten schicken. Die Süddeutsche Zeitung (LINK) schreibt heute: "Polizei will islamistische Protestlager aushungern." Wenn das stimmt, bin ich gespannt, was diesen zum Sterben entschlossenen Muslimbrüdern einfällt, denn auch das Wasser soll ihnen abgestellt werden. Werden die dann einen Tunnel graben oder einen Brunnen bohren? Der unermüdliche Gehad El-Haddad hat gesagt, wenn die beiden Sit-Ins geschlossen werden, werden an anderen Stellen in Kairo neue Sit-Ins entstehen. |
11.08.13 | Über vierzig Jahre nach dem ich "ROTE SONNE" gedreht habe, finde ich immer wieder Texte, die sich mit ihm auseinandersetzen LINK): "Rote Sonne von Rudolf Thome - warum nicht?" |
12.08.13 | Bei einer Grillparty in Steglitz gestern Abend hat mir ganz besonders dieser uralte Baum gefallen. Untenrum eine deutsche Buche, auf die eine amerikanische Buche aufgepfropft worden ist. |
13.08.13 | Ägypten: Die Muslimbrüder betreiben weiter ihr böses Spiel mit täglichen Protestmärschen und in den beiden Sit-Ins, die immer mehr ausgebaut werden. Nur mit welchem Ziel fragt Sandmonkey (LINK) auf seiner Facebookseite, denn an die Rückkehr "des von Gott gesandten" Ex-Präsidenten glauben selbst sie nicht mehr. In Daily News Egypt (LINK) beschreibt er detailliert, wie in Ägypten in der Vergangenheit Wahlergebnisse gefälscht worden sind, und wie das auch in Zukunft geschehen könnte. Deutschland: Ich bin jetzt wieder auf meinem Bauernhof. Zwischendurch auf der Autobahn heftiger Regen. Heute morgen habe ich auf Blickpunkt-Film gelesen, dass das Kopierwerk Cine PostProduction gestern Insolvenz angemeldet hat. Mit denen, vor allem als sie noch Geyer-Werke hießen, habe ich fast 35 Jahre zusammengearbeitet, und das hat immer Spaß gemacht. Zur Feier der 30jährigen Zusammenarbeit habe ich nochmal einen Sonderrabatt gekriegt. Der digitale Fortschritt tötet seine analogen Kinder. Gerade bekomme ich eine email der Firma. Sie sind sich ziemlich sicher, dass es bei ihnen digital weitergehen wird. In der Natur, in meinem Garten, finde ich Schöneres… …meine Pfirsiche gedeihen, als würden sie nicht hier, sondern in Italien wachsen und… …meine Rotwein-Trauben fangen an blau zu werden. So wie ich auch. Jeden Tag. |
14.08.13 | Polizei und Militär haben heute morgen angefangen, die beiden "friedlichen" Sit-Ins in Kairo zu räumen. Es ist kein Bürgerkrieg, sondern ein Nachrichtenkrieg, der inzwischen voll entbrannt ist. Ägypten: Seit heute morgen 6 Uhr verfolge ich auf Twitter, Al Jazeera Arabic und auf verschiedenen Live-Websites, was in Kairo und ein paar Stunden später in ganz Ägypten passiert. Das Schlimmste ist, dass die Muslimbrüder als Antwort auf die Auflösung ihrer Sit-Ins sozusagen zu einem Krieg gegen die Kopten aufgerufen haben und dass eine heimliche Armee, als hätte ein General diesen Befehl gegeben, sofort mehrere koptische Kirchen anzündet. Dass die Zahl der getöteten Muslimbrüder von Minute zu Minute nach ihren eigenen Angaben von 10 auf 20 auf 200 auf 2000 steigen würde, war vorhersehbar. Inzwischen hat die Interimsregierung ab heute 16 Uhr für einen Monat den Ausnahmezustand verhängt. Unter Mubarak habe ich Kairo 2010 erlebt, und da gab es ihn schon seit 30 Jahren. Das Ausland ist jetzt nicht nur "besorgt", sondern "sehr besorgt". Deutsche Zeitungen überschlagen sich mit Horrormeldungen im Bild-Zeitungsstil "Ägypten versinkt im Chaos". Das, was heute passiert ist, war ja nicht unvorhersehbar. Die Muslimbrüder versuchen der Welt eine Situation wie in Syrien vorzugaukeln und unternehmen alles, um das zu unterstützen. Ich glaube nicht, dass sie das letzten Endes (heute vielleicht ein bisschen) hinkriegen. Eine Stunde später: Jetzt ist auch ein "curfew" (Ausgangssperre) verhängt worden. Ob das hilft? |
15.08.13 | Auf NTV wird Ronald Meinardus, der Chef der Friedrich Naumann-Stiftung um einen Kommentar gebeten. Al Jazeera English zeigt den bereits halb entleerten Platz vor der Rabaa-Moschee. Auf zwei Monitoren verfolge ich den ganzen Tag, was in Kairo passiert. Das war gestern. Heute ist ein neuer Tag. Gehad El-Haddad twittert wie gewohnt schreckliche Bilder der Toten und setzt auf Englisch markige Sprüche in die Welt. Unter anderem, dass die Muslimbrüder niemals aufgeben werden. Und dass für heute ab 16 Uhr neue Demonstrationen stattfinden werden, obwohl ab 19 Uhr eine Ausgangssperre über Kairo verhängt ist. Wo war gestern, als die Zeltstadt vor der Raaba-Moschee geräumt wurde? Und wo waren die anderen Anführer der Muslimbrüder? Ein Teil der deutschen Presse reagiert ziemlich objektiv: FAZ (LINK) und Süddeutsche Zeitung (LINK). In der New York Times schreibt wieder einmal das Editorial Board, dass Obama endlich etwas unternehmen müsse und spricht von der "politischen Beschränktheit" von General Sisi. Mehrere Länder bestellen die ägyptischen Botschafter ein. Natürlich auch Deutschland. Barack Obama hat die Aufforderung der NYT ernst genommen und - mit 15 minütiger Verspätung - seine Reaktion zur Situation in Ägypten bekannt gegeben. Die USA werden ihr für September geplantes gemeinsames Militärmanöver "White Star" in diesem Jahr nicht machen. Die Tweets in Kairo sagen, dass das ägyptische Militär für solche Kriegsspiele sowieso keine Zeit gehabt hätte. Ich habe inzwischen auf meinem "friedlichen" Bauernhof ein "friedliches" Feuer für Ägypten gemacht. Tut mir leid, dass ich jetzt öfter das Wort "friedlich" benutzen werde. Ich habe einfach zuviele Tweets von Gehad El-Haddad gelesen und sein Wortgebrauch hat mich infiziert. So wie ein Virus. Ich habe schon vor ein paar Monaten im Blog geschrieben, dass die Muslimbrüder sich in Ägypten ausbreiten wie eine tödliche Krankheit. Die Ärzte, die das jetzt zu verhindern versuchen, ist die Mehrheit des ägyptischen Volkes - allerdings mit Hilfe des Militärs. Mir ist klar, dass das ein Schönheitsfehler ist, aber ein anderes Operationsteam gab es nicht. |
16.08.13 |
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17.08.13 | Auf dem Rückweg vom Supermarkt höre ich einen sehr vernünftigen, ruhigen Kommentar aus Kairo auf Info-Radio. Auch auf die Frage, ob es einen Bürgerkrieg geben wird. Ich gehe jetzt weg vom Twitter-Account und fahre ersteinmal wieder Fahrrad. So schön war's beim Radfahren. Jetzt 3 Stunden später regnet es. Und in Ägypten überlegt die Regierung, ob sie nicht die Muslimbruderschaft auflösen soll. |
18.08.13 | Ein Hintergrundbericht in der New York Times (LINK) zu den Verhandlungen der Amerikaner und Europäer vor der Räumung der beiden Sit-Ins. Jetzt gehe ich mit meiner ägyptischen Freundin Radfahren zum See. Kaum sind wir zurück, fängt es an zu regnen. Der Chef der deutschen Friedrich Naumann-Stiftung in Kairo spricht einen harten Satz aus in diesem Tweet heute morgen. Sandmonkey schreibt heute wieder einen längeren Eintrag in seinem Blog "Rantings of a Sandmonkey" (LINK). Unter anderm: "Your best weapon against the MB is to create the state that they could not create, one of diversity, accountability, human rights, civilian rule and against corruption and nepotism. Only such an idea can one day end this war." Gestern hat der Interimspräsident Ägyptens, vertreten durch seinen neuen Berater Mostafa Hegazi (LINK), eine Pressekonferenz gegeben und halb Ägypten hat sich auf der Stelle in ihn verliebt (ich hab's auf Al-Jazeera English gehört und gesehen), weil er so gut aussieht und genau so gut Englisch spricht. Meine ägyptische Freundin hat die Pressekonferenz auf Arabisch gesehen (er wechselte zwischen beiden Sprachen) und hat mir gesagt, so ein schönes Arabisch hat sie seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. |
19.08.13 | Der Reporter der New York Times sollte eigentlich wissen, dass diese Sprache niemals die Sprache der Interimsregierung ist. Hier ein Link zur englischen Muslimbrüderseite zu deren Wortwahl, die nichts anderes als diffamierend ist. Oder sollte sich die Regierung dieser Sprache angeglichen haben? Ich bin der Sache nachgegangen. Der Cabinet_eg-Account ist gehackt. Die Regierung tötet nicht nur "friedliche" Demonstranten, sondern arbeitet an der Zukunft des Staates (LINK), nämlich an der künftigen Verfassung. Darüber twittern auf diesem Account alle. Allerdings auf Englisch oder Arabisch. Ulrike Putz schreibt für Spiegel Online. "It's Time to Hold Our Nose and Back Egypt's Military"( LINK) schreibt beeindruckend klar und vielleicht auch mutig Leslie H. Gelb, früherer NYT-Kolumnist, auf The Daily Beast. Meine ägytiptische Freundin backt einen Apfelkuchen. Und von einer Moana-Tagebuch-Leserin in Köln erfahre ich, dass Hong Sang-soo in Locarno den Regiepreis bekommen hat. Darüber freue ich mich sehr. Wieder zurück zu Ägypten: Die Muslimbrüder machen - von ihrem gehackten Twitter-Account aus - aus dem im Sinai getöteten 25 Soldaten getötete Muslimbrüder und geben sich nicht mal die Mühe, das mit Photoshop zu verbergen. Sehr unprofessionell. Gehad El-Haddad, der untergetaucht ist, hätte das besser gemacht. |
20.08.13 | Am Mittwoch, den 28. August zeigt meine Tochter Joya ihren neuen Film "Love, Yesterday" um 18.00 Uhr im Arsenal-Kino. Alle Moana-Tagebuch-Leser, sagt sie, sind herzlich eingeladen. |
21.08.13 | Heute ist Vollmond. In Ägypten ist gestern niemand tot geschossen worden, schreibt eine Journalistin auf Twitter. |
22.08.13 | Statt zum Körbaer See fahren wir mit dem Rad zum Heimatmuseum in Dahme, wo ich in all den Jahren noch nie war. Meine ägyptische Freundin und ihre portugiesische Freundin lieben Museen. In Dahme gab es früher eine wichtige Zigarrenmanufaktur. Ein Feuer für "Love, Yesterday" den Film meiner Tochter, den sie am Mittwoch um 18 Uhr im Arsenal zeigt. Ägypten: Nathan Brown (LINK) diskutiert den Entwurf der neuen Verfassung. Sandmonkey (LINK) ist sich sicher, dass der ägyptische Innenminister bald abgesetzt wird. |
23.08.13 | Ein anstrengender, aber irgendwie erfolgreicher Tag. Bauernhof und dann Berlin. Unter dem alten Walnussbaum habe ich den Wildwuchs von allen möglichen Pflanzen weggemäht. Dasselbe beim jungen Walnussbaum. Damit ich die Nüsse, wenn sie reif sind und runterfallen auch finde. Denn meine ägyptische Freundin liebt Walnüsse über alles. Mittagessen in einem rustikalen Restaurant im Wedding. Fabrikgebäude im Wedding. Am Abend bei Freunden meiner ägyptischen Freundin im Prenzlauer Berg. Ich war da bisher eigentlich nur, wenn ich auf Motivsuche für einen neuen Film war. Das ganze Viertel kommt mir vor wie ein riesiges Restaurant für Touristen. Am Abend lese ich die Tweets aus Ägypten, die das Leben mit einer Ausgangssperre mehr oder weniger lustig beklagen. Die Regierung hat Mitleid und lässt sie ab Samstag erst um 21 Uhr, statt um 19 Uhr beginnen. Die Muslimbrüder sagen, dass Millionen auf der Straße waren. Alle anderen sagen, dass die meisten der 28 geplanten Demonstrationszüge sich nach kurzer Zeit von alleine wieder aufgelöst haben. |
24.08.13 | Meine Wohnung in Berlin sieht noch immer aus wie ein Gefängnis. Deshalb bin ich, wann immer das möglich ist, nicht da. Die Tochter meiner ägyptischen Freundin, kommt heute zum Mittagessen. Bassem Youssef (LINK) erklärt in in diesem sehr satirischen, aber sehr lesenswerten Artikel, warum er ein Muslimbruder geworden ist. |
25.08.13 | Ich bringe meine ägyptische Freundin zum Abflug nach Kairo und hoffe, dass ihr Flieger in Kairo pünktlich landet, damit sie noch vor der Ausgangssperre zu Hause ankommt. Unter diesem Link kann ich sehen, wo der Flieger (LINK) mit meiner ägyptischen Freundin gerade ist. Man muss bei Google einfach nur die Flugnummer eingeben, dann funktioniert das auch bei anderen Flügen. Ich habe das erst vor 3 Monaten entdeckt und finde das cool. Ich liebe das Internet. Ich fliege zusammen mit Cynthia Beatt am 14. September zum "International Seminar on Documentary Film" (LINK) für eine Woche auf die Azoren. Wir zeigen dort "BESCHREIBUNG EINER INSEL". Dort gibt es wie auf Ureparapara in der Südsee einen Vulkan. Unser Film wurde bisher auf dem Lussas-Filmfestival (1993) und auch in Porto gezeigt (wann das war,weiß ich nicht mehr). Aber da war ich immer allein. Jetzt bin ich da zusammen mit Cynthia Beatt. Das wird in jeder Hinsicht ein Abenteuer. |
26.08.13 | Mein Gaszähler, mit dem ich im Mai so viel Ärger hatte, wird ausgetauscht, und die englisch untertitelte Kopie von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" für das Festival auf den Azoren wird abgeholt. Danach fahre ich Fahrrad. |
27.08.13 | Die Liebe zum Militär in Ägypten überträgt sich jetzt auch auf Hochzeiten. Am Abend herrscht Friedhofsruhe, sagt meine ägyptische Freundin. Hier in Berlin ist der Himmel heute grau. Keine Lust zum Fahrradfahren. Amerikaner und Engländer bereiten sich auf einen Militärschlag gegen Syrien vor. Sie wollen Assad für den Einsatz von Chemiewaffen bestrafen. Ich finde das beängstigend. Die englische Zeitung The Telegraph veröffentlicht heute morgen ein Q&A (LINK) zum möglichen Militärschlag. |
28.08.13 | Ich habe heute Nacht das Interview, das Patricia Lewandowska und Nicoletta Drossa mit mir am Ende der Dreharbeiten von "INS BLAUE" mit mir gemacht haben, auf YouTube veröffentlicht. Es ist sehr lang, und ich beantworte darin alle Fragen zu meiner Arbeitsweise, denn vielleicht ist "INS BLAUE" tatsächlich mein letzter Film geworden. |
29.08.13 | Mein Ausflug gestern zum Arsenal-Kino am Potzdamer Platz. Auch ich bin ein Tourist hier. Am Kinoeingang hängt schon ein Plakat. Ich habe zu meinen Kurzfilmen nie Plakate gemacht. Nach dem Film: Joya und ihre beiden Darsteller. Das gesamte Filmteam von "Love, Yesterday" Patricia Lewandowska und Nicoletta Drossa. Sie haben das Making of zu "INS BLAUE" gemacht, das ich gestern (nicht ohne Hintergedanken an dem Tag, an dem meine Tochter ihren vierten Kurzfilm öffentlich zeigt) ins Netz gestellt habe. Ceci Chuh, die Hauptdarstellerin. Am liebsten würde ich auch gleich mit ihr einen Film drehen. Sophie Kluge, Joya Thome, Hana Geißendörfer. Sie haben sich vor drei Jahren auf dem Filmfestval in Hof kennengelernt und wollen sich gegenseitig helfen auf dem Weg zu ihrem ersten Spielfilm. Wir sprechen kurz über meine Schwierigkeiten, den nächsten Film zu machen. Ich sage zu Hana Geißendörfer: ihr habt es leicht, ihr seid jung, neu und unbekannt. Sie antwortet: Es gibt so viele von uns. Vor mehr als 10 Jahren habe ich diese Le Creuset-Bratpfanne in der Galerie Laffayette gekauft. Sie hat so um die 200 Euro gekostet, aber nie richtig funktioniert. Heute kam ich auf die Idee zu googlen und habe auf vielen Portalen gelesen, dass man sie "einbrennen" muss und wie man das "richtig" macht, nämlich mit Rapsöl - bis das Öl anfängt zu verdampfen. Jedenfalls nicht mit Olivenöl. Naja so sah es in meiner Küche danach aus. Ich bin heute wie gestern zwei Runden auf dem Tempelhofer Flugplatz mit dem Fahrrad gefahren. Den Spiegel hatte ich zum ersten Mal seit Monaten komplett durchgelesen - dabei denke ich jedesmal über einen vielleicht möglichen neuen Film nach, heute ganz besonders intensiv, weil ich gestern den Film meiner Tochter Joya gesehen habe. Ich muss hier noch bis Samstag durchhalten, denn morgen bin ich mit ihr eingeladen beim "Bürgerfest des Bundespräsidenten". Warum mir diese Ehre zuteil geworden ist, weiß ich nicht, denn da sind nur um das Gemeinwohl verdiente Bürger aus ganz Deutschland eingeladen. Ich frage mich, ob ich mich mit meinen Filmen um das Gemeinwohl verdient gemacht habe. |
30.08.13 | Heute vor einem Jahr startete "INS BLAUE" im Kino. Ich erinnere mich ungern daran. In Kairo versuchen die Muslimbrüder nochmal durch Demstrationen die Regierung zu stürzen, in den USA hält Kerry eine Rede, die das Eingreifen in Syrien rechtfertigen soll, in Berlin veranstaltet Bundespräsident Gauck sein zweites "Bürgerfest" im Park des Schlosses Bellevue. Da bin ich mit meiner Tochter. Heute am 31. August bin ich ganz früh zum Bauernhof gefahren und dann gleich mit dem Fahrrad zum Körbaer See. |
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